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Survival-Guide: Kritisches Denken in Mäusekreisen

         

 

Irrthum (– der Glaube ans Ideal –) ist nicht Blindheit, Irrthum ist Feigheit...

Friedrich W. Nietzsche

Für mich persönlich gibt es auf der Welt fast nichts Berauschenderes als die Erkenntnis, vollkommen falsch gelegen zu haben.

Wenn sich etwas überraschenderweise als ganz und gar anders herausstellt als das was ich bisher, vielleicht über Jahre bis Jahrzehnte, als gegeben erachtet hatte, empfinde ich das als geradezu körperlich angenehm, es fühlt sich für mich an wie eine kräftige Hirnmassage.

Auch was die Mäusehaltung angeht, suche ich daher regelrecht nach dieser Empfindung, indem ich wirklich alles an meiner Haltung laufend und radikal hinterfrage, Schmerzgrenzen ignorierend, und sobald ich damit fertig bin, fange ich eben wieder von vorne an.
Win-Win-Situation für Mäuse und mich, Frauchen erfreut sich an der wohligen Hirnmassage, Mäuschen sich mittlerweile an vielen, ganz entscheidenden bis hin zu lebensrettenden Verbesserungen was Haltungs-, Umgangs- und Gesundheitsaspekte betrifft.

Warum insbesondere in deutschsprachigen Mäusekreisen insgesamt aber ganz anders mit Information umgegangen wird (wodurch ich gelinde gesagt auf wenig Gegenliebe stoße), man sich sogar regelrecht panisch gegen neue Erkenntnisse, oder auch nur alternative Sichtweisen, zur Wehr setzt, und zwar mit allen Mitteln, versuche ich hier herauszufinden.

Und ich suche zuletzt nach Hilfestellungen insbesondere für AnfängerInnen, damit sie all diese "Fakenews", wie etwa in meinem letzten Blog-Artikel beschrieben, besser entlarven und mit entsprechenden (Gegen-)Angriffen besser umgehen können.

 

 

 

Beginnen müssen wir an der Wurzel des Übels, nämlich den Untiefen der Mäusehalterseele... 

 

 

Ich bastel mir mein personalisiertes Haustier oder: Was nicht passt, wird passend gemacht

 

 

Ihr denkt ihr wärt zufällig "auf die Maus gekommen", hat sich eben so ergeben?  Ich glaube euch kein Wort.

Ich selbst zumindest meine inzwischen von jedem einzelnen meiner gegenwärtigen und früheren Lieblings- und Heimtiere ganz genau zu wissen, warum ich ausgerechnet sie so mag oder/und halte bzw. gehalten habe. Zufall war das jedenfalls bestimmt keiner, auch nicht wenn es teils so schien. Mindestens ein Aspekt hat mich immer ganz besonders angezogen und fasziniert, mich entweder selbst in einer bestimmten Eigenschaft im Tier wiedererkennend und mich ihm entsprechend verbunden fühlend, oder eine Eigenschaft am Tier zu sehen glaubend die ich selbst - bewusst oder unbewusst - nur allzu gerne hätte.

Dazu bedarf es schon mal ein Maß an Ehrlichkeit zu sich selbst dass es weh tut, aber es lohnt sich wirklich für beide Seiten sich im Klaren darüber zu sein, warum man sich eigentlich einen Haushalt teilt.

 

Oft ist es auch nicht allzu schwer, dasselbe an seinen Mitmenschen zu erkennen. Ein ganz klassisches Beispiel ist etwa der pubertierende, unsichere Jugendliche aus dem Problembezirk, der sich womöglich nicht ganz zufällig für den "krassen" Kampfhund als Haustier entscheidet, statt für weißen Mittelpudel oder Teddyhamster.

Und der beruflich stark eingespannte Angestellte in bürgerlichem Lebensumfeld schwärmt vielleicht ganz besonders von seiner Katze, die augenscheinlich so vollkommen frei und unabhängig ist und sich von niemandem auf der Welt etwas sagen lässt.

 

Der unbestreitbare Zusammenhang zwischen der Wahl des Haustieres und bestimmten Charakterzügen wird übrigens auch vielfach wissenschaftlich untersucht. Und auch das Geschlecht scheint dabei eine gewisse Rolle zu spielen. So zeigen sich z.B. weibliche Halter wechselwarmer Exoten besonders offen für Neues:
Exotic Animal Companions and the Personality of Their Owners

Ffffelix die Fauchschabe mit neuer Kopfbedeckung.
Ffffelix die Fauchschabe mit neuer Kopfbedeckung.

 

Bis dahin doch auch völlig unproblematisch, wie schön wenn jemand sein perfektes Gegenstück gefunden hat!

 

Kompliziert bis dem Tier sehr zum Nachteil gereichend wird es aber dann, wenn Wunschbild und Wirklichkeit in entscheidenden Punkten nicht deckungsgleich sind (also der Kampfhund vielleicht eigentlich ein sozialverträglicher Schüchti, die "unabhängige" Katze vielleicht gelangweilt und sich nach Zuwendung und Training sehnend...), man folglich in kognitive Dissonanz und von dort aus mit etwas Pech in die Echokammer einer Internet-Community rutscht, sich gegenseitig bis ins Lächerliche radikalisierend, bis diese sämtliche Erkennungsmerkmale einer Sekte beisammen hat - und entsprechend angstaggressiv auf alternative Ansichten und deren VertreterInnen reagiert, was sogar - sektentypischerweise - bis hin zu Gesetzesübertretungen gehen kann und (auch) mir gegenüber schon gegangen ist.

 

 

 

Die Maus in Wunsch und Wirklichkeit

An die Stelle der Öffentlichkeiten sind mittlerweile Binnengemeinden getreten, Empörungsgemeinschaften von Menschen, die genau dasselbe fühlen und denken; Argumente, rationales Für und Wider, Abwägen dergleichen, das alles verschwindet und wird preisgegeben zugunsten von Gefühlsräumen, wo wir alle nur das suchen, was wir alle ohnehin schon kennen.

                                          - Achille Mbembe, Deutschlandfunk Kultur

 

 

Was Nagerhaltung im Allgemeinen und Mäusehaltung im Speziellen angeht, scheint der deutschsprachige Raum einigermaßen "besonders" zu sein.

 

Während Mäuse nämlich fast überall sonst (durch den Bekanntheitsgrad meiner Videos hatte ich Kontakt zu HalterInnen aus quasi allen Teilen der Welt) als "normale" kleine Kumpantiere gelten und entsprechend behandelt werden (wodurch sie sich auch so verhalten) - sie haben Namen, man beschäftigt sich mit ihnen, man zähmt sie, man nimmt sie selbstverständlich aus dem Käfig, man spielt mit ihnen, man erzieht sie, man gibt ihnen täglich Auslauf (gerne auch im Freien), zeigt sie gar auf Ausstellungen... - betrachtet man sie im deutschsprachigen Raum dagegen eher als reine Zier- bzw. Schautiere, ähnlich Reptilien, Wirbellosen oder Fischen, die wortwörtlich hinter Glas leben sollen und müssen.

Die dunkle Nilstachelmaus -  menschenscheues, exotisches Wildtier für's Terrarium, oder etwa doch rattenzahmes, vorwitziges Kuscheltier? Sie wird sich wohl am ehesten wie dasjenige verhalten, als welches sie betrachtet wird.
Die dunkle Nilstachelmaus - menschenscheues, exotisches Wildtier für's Terrarium, oder etwa doch rattenzahmes, vorwitziges Kuscheltier? Sie wird sich wohl am ehesten wie dasjenige verhalten, als welches sie betrachtet wird.

 

Je nach Sprachraum (und entsprechenden Communities in denen die HalterInnen verkehren) unterscheiden sich dadurch die Eigenschaften und Bedürfnisse, die ein- und derselben Mäuseart (wobei die sprachliche Unterteilung in "Mäuse" und "Ratten" übrigens eher die Ausnahme denn die Regel ist, was von erheblicher Bedeutung sein dürfte) jeweils zugeschrieben werden, verblüffend radikal, und sind mitunter Produkt einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung.

So führt etwa die im deutschsprachigen Raum druckvoll verbreitete Annahme, Mäuse wären so außerordentlich "stressempfindlich", "revierbezogen", "krankheitsanfällig" und "hochsensibel", in der Praxis bzw. durch deren dauerhafte Isolation von der Außenwelt und jeglichem "Stress", zwangsläufig zu Tieren mit exakt diesen Merkmalen - und der entsprechenden positiven Rückkopplung.

 

Auffällig in deutschsprachigen Mäusekreisen ist auch die dort überdurchschnittlich ausgeprägte Affinität zu sogenannter "Alternativmedizin" und die damit einhergehende, starke Aversion gegen jegliche "Chemie", jegliches "Unnatürliche", jegliches "bunte Zeugs", vor dem HalterInnen ihre Mäuse zu beschützen versuchen.

 

Das betrifft nicht nur etwa die Käfigeinrichtung und das (nicht stattfinden dürfende) Handling, sondern geht sogar so weit dass auch lebensnotwendige Vitamine und Mineralstoffe, die Mäusefutter zwingend zugesetzt werden müssen, in die Kategorie "chemisch" und "unnatürlich" fallen, und sie ihren Tieren daher komplett vorenthalten werden, gesundheitliche Folgen (im Falle von Mongolischen Rennmäusen auch ihr Verhalten betreffend) in Kauf nehmend.

 

Knifflig: Fällt ein veganes Schweineohr, das sich zwar wie Plastik anfühlt, aber aus Getreide besteht, nun in die Kategorie "natürlich" oder "künstlich"? Tja, das sind die Fragen, die MäusehalterInnen nachts wachliegen lassen.
Knifflig: Fällt ein veganes Schweineohr, das sich zwar wie Plastik anfühlt, aber aus Getreide besteht, nun in die Kategorie "natürlich" oder "künstlich"? Tja, das sind die Fragen, die MäusehalterInnen nachts wachliegen lassen.

 

Es gibt inzwischen sogar zahlreiche Unternehmen, die aus diesem "Spleen" vieler MäusehalterInnen geschickt Profit schlagen und diesen noch weiter zu befeuern versuchen. In der Folge sieht man in Tierhandlungen an Käfigeinrichtung heute fast ausschließlich die diversen als "artgerecht" angepriesenen, chinesischen Kiefernholz-Produkte (nicht so übrigens in anderen Sprachräumen, da Kiefernholz außerhalb deutschsprachiger Nagerkreise meist als für alle Nagetiere stark schädlich bis giftig eingeschätzt wird).

Und auch Firmen die trotz völlig fehlender Qualifikation, meist noch dazu mit Hilfe unlauterer Werbung und etlicher Gesetzesverstöße, an dem Trend mitverdienen, notwendige Zusatzstoffe im Mäusefutter für "unnatürlich", "unnötig" bis "schädlich" zu halten, gibt es inzwischen mehr als Körner im Futtersack, Tendenz nachwievor exponentiell steigend (auch dieses Phänomen gibt es bislang nirgendwo sonst).

 

Ratten hingegen fiele vermutlich vor Staunen ihr Monokomponenten-Futterpellet aus den Pfoten, könnten sie all das Tam-Tam um ihre Verwandtschaft aus ihrem knallbunten Plastikhaus heraus mitverfolgen.

 

"Nein!" - "Doch!" - "Ooooh!"
"Nein!" - "Doch!" - "Ooooh!"

 

Generell scheint es sich im deutschsprachigen Raum also dahingehend eingependelt zu haben, dass "normale" potentielle Halter, die sich ein "normales" Kumpantier wie jedes andere auch wünschen, mit dem sie also den Alltag teilen, zu dem sie eine Bindung aufbauen können usw., von dramatischen Beschreibungen gängiger Mäuseseiten und -communities abgeschreckt, eher zu Ratten als zu anderen Mäusearten greifen.

 

Und umgekehrt scheinen dadurch wiederum gerade solche HalterInnen vermehrt von (Farb-)Mäusen angezogen zu werden und sich in der Echokammer deutscher Mäusekreise heimisch zu fühlen, die sich etwas vermeintlich besonders Zartes, Kränkliches, Ängstliches und Übersensibles zum Beschützen, Retten, Gesundpflegen mit selbstgepflückten "Heilkräutern" und Abschirmen vor all dem Bösen da draußen wünschen - welche Persönlichkeitsstrukturen, Ängste und Erfahrungen solchen Vorlieben auch immer zu Grunde liegen, und was auch immer sie damit zu kompensieren versuchen mögen.

Vielzitzenmaus beim Morgenspaziergang im Freien. Trotz dieser wortwörtlich so "naturnahen" Haltung, ereilte mich dafür bis dato kein Lob aus Mäusekreisen. Fehlen etwa noch "artgerechte" Glaswand und "natürliche" China-Häuschen?
Vielzitzenmaus beim Morgenspaziergang im Freien. Trotz dieser wortwörtlich so "naturnahen" Haltung, ereilte mich dafür bis dato kein Lob aus Mäusekreisen. Fehlen etwa noch "artgerechte" Glaswand und "natürliche" China-Häuschen?

 

Während Mäuse- und Rattenhaltung in den 1980er-Jahren und darüber hinaus noch so gut wie deckungsgleich war, und daher praktischerweise sogar in ein- und demselben Haltungsratgeber abgehandelt werden konnte, hat sich diese über die Jahre in zwei stark konträre Lager gespalten und jeweils radikalisiert:

von schon tierschutzrelevanten Anleitungen zu körperlichen Bestrafungen und "Unterwerfungen" auf der einen Seite, wenn die Ratte das Wort "Nein" ignoriert (da ihre HalterInnen Ratten meist für besonders klug halten, gehen sie nämlich scheinbar davon aus dass diese mit Deutschkenntnissen zur Welt kommen, und sie gar provozieren und dominieren wollen), zu ernst gemeinten Diskussionen auf der anderen Seite, ob es überhaupt im Bereich des Möglichen liegt dass das Gedächtnis von Farbmäusen länger als 2 Sekunden zurückreicht, und der Annahme, jegliches Stören der Maus in ihrer Isolation (dazu wird unter anderem auch der Geruch menschlichen Essens gezählt, ja sogar mögliche Vibrationen draußen vorbeifahrender Autos...), sowie jedes Pellet und "bunte Zeugs" in ihrem Futter, würde "ihr Leben verkürzen".

Gerade noch rechtzeitig erwischt: Stachelmaus Lupina beim Suizidversuch durch Einnahme von "buntem Zeugs".
Gerade noch rechtzeitig erwischt: Stachelmaus Lupina beim Suizidversuch durch Einnahme von "buntem Zeugs".

Ich übertreibe leider nicht und verweise bei Bedarf gern auf entsprechende Diskussionen in Communities und deren Wikis.
Potentielle EinsteigerInnen sollten sich jedenfalls im Klaren darüber sein, dass die frappierenden Unterschiede zwischen Mäuse- und Ratten(haltung), die sie (nur) im deutschsprachigen Raum vorfinden werden, größtenteils "hausgemacht" sind und so nicht exisitieren.

 

 

Denn Mäuse haben immer vornehmlich die Eigenschaften, die ihre HalterInnen unbedingt in ihnen sehen wollen!

 

 

Kombiniert mit der Vehemenz, mit der sie diese in Scientology-Manier zu verteidigen versuchen, lässt das viel tiefer blicken als manchen das lieb sein mag.

Und man erkennt den Punkt der jeweils besonders "weh tut" (dem/der HalterIn wohlgemerkt, weniger der Maus) nicht selten daran dass beim entsprechenden Stichwort (z.B. "Einzelhaltung", "Stress",...) sofort in emotionsgeladene, stark überdramatisierende Vermenschlichungen gewechselt wird, in jedem Fall aber sachliche Diskussion Scheinargumenten und Manipulationsversuchen, nur zu gerne aus der untersten Schublade geholt, weichen muss.

 

Und zumindest die Gängigsten darunter sollte man dringend (er)kennen, um auch als MäuseeinsteigerIn Fakt und - siehe mein einleitendes Zitat - Feigheit halbwegs auseinander dividieren zu können:

 

 

 

Information oder Manipulation?

 

  Open minded people embrace being wrong, are free of illusions, don't mind what people think of them, and question everything even themselves. -AutorIn unbekannt

 

 

Ich kann mit gewissem Stolz behaupten, mir im Zuge meiner abenteuerlichen Forschungsreise durch die deutsche Mäuseszene dort den Ruf erworben zu haben, Argumenten gegenüber unaufgeschlossen zu sein, anderen Ansichten gegenüber intolerant zu sein, wohl immer um jeden Preis Recht haben- und nichts anderes gelten lassen zu wollen.

Tja, wer kennt das nicht? (Quelle: https://erzaehlmirnix.wordpress.com )
Tja, wer kennt das nicht? (Quelle: https://erzaehlmirnix.wordpress.com )

 

Mag wie ein kompletter Widerspruch zu meiner Einleitung klingen, genau wie zu der Tatsache, dass, wie häufig und wie radikal ich meine Ansichten, und damit sämtliche Haltungsparameter, allein in den letzten Jahren immer und immer wieder geändert habe (und bei Bedarf auch künftig sofort ändern werde), sobald ich auch nur den kleinsten Hinweis darauf fand - und zwar in Form eines, Achtung: Arguments - dass das für meine Tiere auf irgendeine Weise von Vorteil sein könnte.

 

Ein Widerspruch besteht deshalb nicht, da man Argumenten in Foren, Facebookgruppen & Co. nunmal erwartungsgemäß selten begegnet, stattdessen aber einem umso größeren Sammelsurium an inhaltsleeren Floskeln, die leider viele (da in der Nagerszene oft sehr jungen) EinsteigerInnen zu beeindrucken vermögen, mich hingegen eher wenig, was entsprechend ungewohnt für die "Argument"ierenden ist und mir zuverlässig deren glühendste Antipathie einbringt.

 

Hier einige der in Mäusekreisen beliebtesten Manipulationstechniken und Ausreden, warum einfach nicht sein kann was nicht sein darf, die mir genau so (häufig) begegnet sind, jeweils leicht unkenntlich gemacht:

 

 

Die Konsensfalle

Diese Technik ist in Nagerkreisen genauso beliebt wie erfolgreich, perfide den niedrigen Altersdurchschnitt bzw. das oft noch in Entwicklung begriffene Selbstvertrauen von MäusehalterInnen und insbesondere -einsteigerInnen ausnutzend, und somit deren erhöhte Angst, quer zu denken, als einzige(r) in der Gruppe eine andere Meinung zu vertreten, letztlich als unbeliebter Außenseiter dazustehen...

 

"Dass Plastik (Holzstreu) schlecht ist und nichts im Mäusekäfig (Rattenkäfig) zu suchen hat, ist Allgemeinwissen, das werden dir alle sagen, das steht so auf allen seriösen Seiten, glaubst du diese erfahrenen Halter haben allesamt unrecht und nur du ganz allein weißt alles besser?..."

 

"Dass man Mäuse (Ratten) auf diese bestimmte Weise vergesellschaften (integrieren) muss, ist Allgemeinwissen, das werden dir alle sagen, das steht so auf allen seriösen Seiten, glaubst du diese erfahrenen Halter haben allesamt unrecht und nur du ganz allein weißt alles besser?..."

 

usw.

 

 

Die Expertenfalle

In die gleiche Kerbe schlagend und daher auch besonders häufig anzutreffen - auch ich selbst wurde schon so manches Mal ungewollt dafür benutzt (siehe z.B. vorheriger Blog-Artikel):

 

"Sogar die besonders erfahrene Halterin namens Soundso ist (angeblich) dieser Meinung / handelt so."

 

"Sogar eine studierte 'Tierethikerin' sagte das (angeblich) aber so.

 

usw.

 

Da mir letzeres übrigens zu völlig unterschiedlichen Themen immer und immer wieder begegnet ist, scheint also irgendwo in Mäusekreisen eine "Tierethikerin" aktiv zu sein, die wiederum auch selbst gern Manipulationstechniken nutzt, allen voran:

 

 

Emotional gefärbte Begriffe

Aus "Einzelhaltung" macht man zu diesem Zweck gern "Einzelhaft" oder "in [bis hin zu 'an'] Einsamkeit sterben", Mäuse werden nicht "transportiert" sondern "rumgekarrt", und auch nicht "trainiert" sondern "dressiert", usw.

 

Anderen soll es somit auch schon präventiv verleidet werden, diese Position öffentlich einzunehmen. Das gilt insbesondere auch für die...

 

 

Brunnenvergiftung

"Jeder der auch nur darüber nachdenkt, eine Maus vegan zu ernähren, ist wohl nicht ganz richtig im Kopf."

 

"Jeder der auch nur im Entferntesten in Erwägung zieht, den Schweregrad der Folgen von 'Einzelhaft' zu hinterfragen, ist ein strunzdummes, gefühlskaltes, ahnungsloses A****loch."

Tut mir leid, aber so heftig fallen die jeweiligen Formulierungen oft tatsächlich aus - und das im letzten Beispiel übrigens sogar bezüglich solitär lebender Arten wie Peromyscus. Meinem Eindruck nach ist das also umso mehr der Fall, je unsicherer sich der/die Manipulierende insgeheim über die eigene Position ist.

 

 

Scheinargumente

Keinerlei Informationsgehalt findet sich auch in Formulierungen wie...

 

" 'Mein Partner sagt' mir aber gerade dass das anders ist."

 

" 'Meines Wissens' ist das aber anders."

 

usw.


...und man findet sie, wie auch in diesen Beispielen, häufig in Kombination mit:

 

 

Blocking

Informationen werden vorenthalten bzw. weitere Erklärungen finden nicht statt. Man vermeidet es, konkret zu werden.

 

Was nun der "Partner aber sagt" oder inwiefern jemandes "Wissen anders" ist, wird also überdies ausgespart.

 

Genauso auch bei Aussagen wie,

 

"Das ist aber sogar 'wissenschaftlich' erwiesen." [ohne Nennung einer Quelle]

 

"Glaub mir, es hat schon seine Gründe, warum ich das meine / so handle."

 

Das hat zum einen das Ziel, sich so in einer Machtposition zu wähnen ("Ich weiß etwas was du nicht weißt, habe mehr/bessere Informationen als du, und das mitlesende Publikum soll sehen dass ich dir überlegen bin."), zum anderen ist man sich der eigenen Entscheidungen, der Aussagen des "Partners" usw. womöglich selbst etwas unsicher und indem man sie garnicht erst nennt, macht man diese so vorsichtshalber unangreifbar.

 

 

Schwarz-Weiß-Malerei und falsches Dilemma

Eine in Mäusekreisen äußerst beliebte Technik. Es wird suggeriert, zwei oder mehrere Positionen wären miteinander unvereinbar und man müsste sich für eine davon entscheiden, häufig kombiniert mit anderen Techniken wie emotional gefärbten Begriffen.

 

"Ich habe ja grundsätzlich nichts gegen Fertigfutter, aber will man seine Maus denn wirklich wie einen 'Roboter' nur mit 'Einheitsfraß' füttern, oder soll sie trotz dem ein- oder anderen Mangel ein anregendes, abwechslungsreiches Leben haben?"

 

"Ich habe ja grundsätzlich nichts gegen Plastik, aber will die Maus denn wirklich immer nur dieses struktur- und geruchlose Material unter den Füßen spüren, oder nicht viel lieber auch mal auf anderen Materialen wie Moos oder Rinde laufen?"

 

"Ich habe ja grundsätzlich nichts gegen Clickertraining, aber ich finde es besser wenn die Maus einen schönen großen Käfig hat."

 

usw.

 

 

Lüge

Wohl der Klassiker unter den Manipulationstechniken, und auch die wohl amüsanteste, auffallend inflationär benutzt von HalterInnen die (mitunter wortwörtlich) etwas zu "verkaufen" haben, seien es Tiere aus der eigenen "seriösen" Zucht oder/und die eigene "Fachkompetenz".

 

"Meine Böcke haben aber Zitzen, und ich kenne auch etliche Fälle von ungewolltem Nachwuchs durch falsche Geschlechtertrennung, da auch die Böcke Zitzen hatten."

 

"Meine Mäusinnen machen sich selbst Kaiserschnitte indem sie sich den Bauch aufnagen und die Babies rausholen, wächst dann auch wieder von selbst zu, ich muss nicht zum Tierarzt."

 

(Ja, beides tatsächlich so gelesen - ich 'lüge' nicht - und zwar sogar von ein- und derselben "seriösen Vereinszüchterin".)

"Ich züchte rein auf Gesundheit, und riesenwüchsige ("typvolle") Farbmäuse sind nunnmal gesünder und leben länger. Habe auch gerade welche abzugeben."

 

"Meine Streifengrasmäuse sind total unkompliziert und verträglich. Habe auch gerade welche abzugeben."

 

"Meine Knirpsmäuse sind total unkompliziert und verträglich. Habe auch gerade welche abzugeben."

 

usw.

 

 

Vermenschlichung / subjektive Empfindung

Wie auch viele andere Tiere, sind natürlich auch Mäuse nicht zu knapp von Vermenschlichungen seitens ihrer BesitzerInnen betroffen, und daraus resultierende, subjektive Empfindungen werden entsprechend häufig ins Feld geführt, z.B.:

 

"Mäusen Auslauf zu geben ist gemein, wenn man auch Tiere hat die zu scheu sind und im Käfig bleiben müssen. Schließlich fühlen sich die dann bestraft und wissen nicht, was sie falsch gemacht haben!"

 

 

Ziemlich regelmäßig kommt es aufgrund dessen sogar zu wüsten gegenseitigen Beschimpfungen, bis hin zu Anzeigen(drohungen), einander die jeweiligen persönlichen Empfindungen vorwerfend:

 

"Tierquälerei! Meinem Empfinden nach ist langes 'Rumkarren' viel zu grausam für die Maus, wie kannst du also nur Einzelhaltung als schlimmer empfinden - die Maus frisst schließlich normal, schläft entspannt, putzt sich..."

 

vs.

 

"Tierquälerei! Meinem Empfinden nach ist 'Einzelhaft' viel zu grausam für die Maus, wie kannst du also nur langes Transportieren als schlimmer empfinden - die Maus frisst schließlich normal, schläft entspannt, putzt sich... "

 

 

Strohmanntaktik

Die Ansichten des Gegenübers werden in verzerrter oder/und stark überspitzter Weise dargestellt, um es anschließend aufgrund ebendieser persönlich zu attackieren, z.B.:

 

"UserIn Soundso findet nur gut was 'künstlich' und 'chemisch' ist und von der 'Pharmaindustrie' verkauft wird. Ich finde diese ihre/seine Einstellung unerträglich!"

 

 

Verantwortung abschieben

-Ohne direkte Beteiligung von Mäusen ist das eher harmlos. Dass z.B. die Behauptung, Taurin / Plastik /... wäre tödlich giftig für Mäuse, von deren Verbreitern nichtmehr haltbar ist, erklären sie nicht etwa mit dem eigenen Irrtum, sondern verwenden Formulierungen wie...

 

"Früher dachte man, Taurin / Plastik /... wäre giftig, inzwischen weiß man..." [Nein, niemand sonst dachte das jemals.]

 

Andernfalls wird sie aber sogar zur "gefährlichsten" Ausrede überhaupt, denn indem man nicht erkennen will dass man höchst selbst falsch gehandelt hat, und nicht irgendwelche anderen, lässt sich Schaden auch nicht verhindern, inklusive eventueller künftiger Fälle, z.B...

 

"Dass zuvor augenscheinlich gesunde Mäuse bei mir plötzlich stark einbrechen und sterben, zeigt wie grob falsch die Haltung/Fütterung des Vorbesitzers gewesen sein muss."

 

"Dass diese Maus plötzlich gestorben ist, liegt ganz sicher am Fertigfutter der Marke Soundso das sie bekommen hat  - weitere Ursachenfindung überflüssig. Hab auch schon einen Hassbrief an die Firma geschrieben."

 

 

Als, nach Nietzsche, ganz besonders ausgeprägte "Feigheit" empfinde ich persönlich es, wenn man am eigenen "Irrthum" zuletzt gar den Tieren selbst die Schuld gibt (und sich somit auch hier der Möglichkeit beraubt, aus den eigenen Fehlern zu lernen):

 

"Dass eine VG dieser und jener Mäuseart bei mir bisher immer gescheitert ist, liegt an deren Bösartigkeit untereinander. Ich rate deshalb auch allen anderen, sie nur einzeln artfremd zu vergesellschaften."

 

"Dass diese und jene Art-VG [von der bislang kein einziges Scheitern bekannt ist] bei mir nicht klappt, kann nur an den verwendeten Mäusen liegen. Dass es nach Umtausch in geeignetere Mäuse schonwieder nicht geklappt hat, ist purer Zufall."

 

Die Verteidigung dieser Fehler fällt häufig immens aggressiv aus, vermutlich weil man sich innerlich sehr wohl gewahr ist, dass diese die höchst eigenen sein könnten.

 

 

Beziehungspflege / "Einschleimen"

Findet man eine Person entweder sympathisch, oder aber ist diese in Mäuse-/Rattenkreisen besonders "angesehen", hat man Hemmungen deren Ansichten zu kritisieren, sei es um ihre Gunst nicht zu verlieren, oder im anderen Fall aus ihrem "Windschatten" (durch den man sich selbst aufwertet) zu fallen.

 

Selbst wider besseren Wissens werden Ansichten einzelner Personen dann also öffentlich verteidigt und ihr "nach dem Mund geredet", Argumente sind entsprechend chancenlos.

 

 

triviale Einwände

Geht es einem nicht um die Sache sondern einfach nur darum, dagegen zu sein, greift man manchmal "in der Not" auf teils erstaunlich banale Einwände zurück, z.B.:

 

"Kann schon sein, dass einzig Krallenschneiden eine ansonsten todgeweihte Kratzmaus verlässlich und schnell heilt, aber die ist doch arm wenn sie sich tagelang nicht richtig kratzen kann, was für ein Schwachsinn also sowas zu tun!" 

 

Für mich persönlich ist diese wenig geistreiche Technik übrigens eine der nervtötendsten überhaupt und es fällt mir besonders schwer, ein solches Gegenüber lange "auszuhalten".

 

 

Cherrypicking / confirmation bias

Diskreditierung

Eine ganz besonders unlautere Taktik ist der persönliche Angriff auf die Person, die aber dennoch als "letztes Mittel" umso beliebter, da sehr wirkungsvoll, ist.

Indem man dem Gegenüber öffentlich (wichtig!) diverse unpopuläre Charakterzüge unterstellt oder/und dessen Kompetenz, Glaubwürdigkeit, Motivation usw. anzweifelt, wähnt man die Sympathie des Publikums auf seiner Seite (wobei man bei Verkennung der Grundstimmung aber mitunter auch das Gegenteil erreicht), und verhindert gleichzeitig schon für alle Zukunft, dass die Ansichten dieser Person ernst genommen werden, bzw. ernster als die eigenen.

Vorhandenes "Publikum" (in dem Fall in Form von Foren-/Facebookusern usw.) ist dafür zwingend nötig, und genau daran lässt sich diese Manipulationstechnik auch als solche identifizieren. "Unter vier Augen" wird das Gegenüber nicht angegriffen oder sogar freundlich behandelt.

 

 

 

Abwehr von Manipulation

...Ist meist garnicht nötig.

Wie auch an obigen Beispielen ersichtlich, spielt der Großteil der Techniken von Manipulierenden nämlich mit dem Thema "Ruf und Ansehen", nicht nur der eigenen Person, sondern man schließt offensichtlich von sich selbst auf andere und zielt daher auf deren vermeintliche Sorge, an "Ansehen" in Mäuseforen/-Facebook-Gruppen usw. einzubüßen.

 

Erkundet man solche, ist man sogar fast schon versucht zu meinen, nur darum ginge es dort, Mäuse scheinen - so erstaunlich das klingen mag - in Online-Mäusekreisen bloße Kulisse, falls sie überhaupt existieren (was nämlich tatsächlich nicht immer der Fall ist wie ich schon rausfinden musste!).

Wenn einem allerdings ernsthaft etwas an seinem "Ansehen" in Facebookgruppe oder Online-Forum namens Soundso gelegen ist, hat man womöglich ohnehin ganz andere Probleme (den Selbstwert betreffend) als welche mit seiner Maus.

 

Es erübrigt sich also völlig, sich davon beirren zu lassen bzw. überhaupt darauf einzugehen.

 

 

Ansonsten ist eine sehr simple Methode, allzu nervtötendes manipulatives Verhalten unmittelbar "abzustellen", dieses konkret zu benennen (die obige Liste sollte das für Mäusekreise nötigste gut abdecken, ansonsten kann man sich bei Bedarf weiter belesen), denn es ist ab diesem Moment nichtmehr "nutzbar".

 

 

 

Zusammengefasst empfiehlt sich also sich bewusst zu machen:

Eine Behauptung ist eine Behauptung ist eine Behauptung

...Nicht mehr und nicht weniger.

 

Angesichts ihres massenhaften Auftretens - schließlich sind sogar gängige "Mäuse-Wikis" bei genauer Betrachtung nichts anderes als reine Behauptungskataloge - macht es wohl wenig Sinn jede einzelne davon kritisch zu hinterfragen. Allerdings muss und soll man einer Behauptung auch nicht mehr Bedeutung zumessen, als eine bloße Behauptung nunmal verdient.

 

Das ist insbesondere dann der Fall, wenn es "um etwas geht".

 

Auf keinen Fall ersetzen Facebookgruppen, Mäuse-Wikis & Co. hier also Fachliteratur, genauso wenig natürlich wie einen Tierarztbesuch.

Denn Behauptungen können tatsächlich töten, wie sie schon unzählige Male unter Beweis gestellt haben (siehe z.B. allein die Behauptungen "Kratzmäuse sind unheilbar", "Vitamin D im Futter ist doch unnötig und nur schädliche Chemie", "Es gibt keinerlei Hilfe für genetisch fettleibige Mäuse", usw... ), wenn man sie einfach so "schluckt".

 

 

 

 

 

Alternative Informationsquellen

Niemals war Wissen für uns so leicht verfügbar, ja man glaubt sogar, man könnte alles wissen. Aber das hat keineswegs verhindert, dass vielerorts die Unwissenheit geradezu gezüchtet und gepflegt wird. Wir haben also diese paradoxe Situation, dass die Erkenntnismöglichkeiten und auch die Wissensquellen so umfangreich sind wie nie zuvor, dass aber andererseits das blanke Unwissen fast überall die Oberhand zu gewinnen droht.

- Achille Mbembe, Deutschlandfunk Kultur

 

Als Mäusehalter sind wir ausgerechnet mit den Tieren gesegnet, über die als gebräuchlichste Versuchstiere auch das meiste Wissen vorhanden ist - bis ins allerletzte, "unwichtigste" Detail, seit Jahrhunderten in schier unüberblickbaren Mengen zusammengetragen.

Über kein anderes Tier der Welt weiß die Menschheit soviel wie über Mäuse!
Das ist ein Glücksfall, von welchem sämtliche andere Haustierhalter nur träumen können.

 

Wir Mäusehalter sind also so ziemlich die letzten die es überhaupt nötig hätten, uns statt in diesem gigantischen Wissenspool ausgerechnet in Laien-Foren/-Facebookgruppen usw. zu "informieren". Und selbige könnten sich und ihren darunter leidenden Tieren die Zeit und Mühe sparen, sich "auf eigene Faust" - zudem meist mit eher überschaubarem Erfolg - Lösungen für Verhaltens- oder Gesundheitsprobleme zusammenzureimen die oft seit Jahrzehnten längst hinreichend bekannt sind und darauf warten, einfach nur gelesen zu werden und Leben zu retten.

 

Ein in jüngster Zeit stark angewachsenes Hindernis für HalterInnen, das zu tun bzw. sich über die Bedürfnisse ihrer Haustiere in seriösen Quellen schlicht und einfach zu belesen, gilt leider nicht nur für die "kleine Mäusewelt", sondern für unsere Gesellschaft im Gesamten und hat hier auch die allseits bekannten, teils schwerwiegenden gesellschaftlichen und politischen Folgen, nämlich die Annahme, Information hätte gefälligst gratis zu sein.

 

Und gratis ist wirklich seriöse und unabhängige Information nunmal nicht.

Informationsquellen für welche man bezahlen muss, sei es z.B. öffentlich rechtliches Fernsehen, oder insbesondere hier in Österreich seit dem Aufkommen mehrerer Gratiszeitungen auch die Presse, schlägt neuerdings immenses Misstrauen bis Hass entgegen. Ganz besonders natürlich wenn sich diese noch dazu erdreisten, vorgefasste Meinungen nicht wie gewünscht, und von unseriösen Quellen gewohnt und mittels "alternative facts" angezüchtet, auch noch zu bestätigen.
Exakt dasselbe gilt daher auch für jedwede Art von Literatur über Mäuse, zudem insbesondere Fachbücher den gängigen Vorstellungen von Mäusecommunities nicht nur widersprechen, sondern zu allem Übel auch noch besonders teuer sind.

 

Dennoch sind diese natürlich die erste Wahl, will man über sein Haustier und dessen wahre Bedürfnisse wirklich Bescheid wissen, oder sucht gar nach der Lösung für ein Problem.

Bevorzugt man dennoch Gratis-Information über Farbmäuse um sich einen Überblick zu verschaffen, oder hat es mit so jemandem zu tun, kann man als "Ersatz" für Mäusewikis meiner Meinung nach z.B. die Gratis-Onlineversion des Buches "Biology Of The Laboratory Mouse" des Jackson Laboratory sehr als Basis empfehlen - Englischkenntnisse vorausgesetzt.

Dieses ist zwar mehr oder weniger stark veraltet (was man einkalkulieren muss) und bezieht sich vereinzelt sogar auf Quellen aus der Vorkriegszeit - dem ersten Weltkrieg wohlgemerkt, ist aber dennoch nicht nur aktueller, sondern auch weit umfangreicher und natürlich sehr viel fundierter als private Mäuseseiten:


The Biology Of The Laboratory Mouse

 

 

 

Brauchbare Antworten auf die wenigen, speziellen Fragen aus der Haustierhaltung, die von wissenschaftlichen Quellen teils nur unzureichend abgedeckt sind, worunter z.B. die des Auslaufs, ästhetisch ansprechender Käfiggestaltung, des Zähmens und der Erziehung fallen, lassen sich am ehesten bei denjenigen anderen Haustierhaltern finden, die damit entsprechende Erfahrung haben und Erfolg nachweisen können.

 

Das sollte meiner Ansicht nach zwar eigentlich völlig selbstverständlich sind, insbesondere bei wichtigen und grundlegenden Themen, z.B. des Verhaltens und der Gesundheit - denn wozu würde man schließlich ausgerechnet Leute um Rat fragen, die zum jeweiligen Thema exakt genauso wenig (positive) Erfahrung haben wie man selbst, schließlich könnte man es dann gleich sein lassen - ist es aber offensichtlich nicht:


Ich wundere mich beim Lesen in Mäusecommunities regelmäßig sehr darüber, dass häufig, wenn nicht gar meist, ausgerechnet diejenigen HalterInnen, welche z.B.

 

- seit jeher durch besonders krankheitsanfällige und kurzlebige Tiere auffallen, andere über die richtige Ernährungs- und Haltungsform aufklären,

 

- nach eigenen Angaben menschenscheue, extrem stressanfällige Tiere ihr Eigen nennen, anderen den korrekten Umgang mit Mäusen beibringen wollen,

 

- deren Tiere die entsprechende Krankheit oder Verhaltensstörung nur selten oder niemals überlebt haben, andere darin anleiten, wie eine betroffene Maus am besten zu behandeln ist,

 

- bei der Vergesellschaftung einer Art bisher ausschließlich gescheitert sind, teils sogar mit tödlichen Folgen für die Tiere, anderen Ratschläge zur Vergesellschaftung eben dieser Art geben,

 

usw. 

 

Die aus Eigenerfahrung sehr viel sinnvollere Alternative ist es dagegen, sich bei HalterInnen derjenigen Tiere zu informieren, welche in der entsprechenden Hinsicht besonders positiv auffallen.
Hierzu kann man z.B. schlicht und einfach nach Bildern von Tieren googeln die überdurchschnittlich schön und fit wirken, um daraufhin auf der zugehörigen Infoseite nachzulesen, was diese Tiere zu fressen bekommen, wie sie leben, und was deren HalterInnen zu Lebenserwartung und eventuellen, typischen Krankheiten zu berichten haben, usw.

Selbiges gilt für den Umgang - man schmökere einfach in Youtube-Videos und lasse sich von denjenigen Haltern beraten, deren Tiere augenscheinlich am "glücklichsten" mit ihren HalterInnen sind und durch besonderes Vertrauen und gesundes Selbstbewusstsein auffallen.

 

 

In der Praxis bedeutet das heutzutage aber oft, dass man zwangsläufig für letzere und alle weiteren "Haustierfragen", die über die der Haltung als sogenanntes "reines Beobachtungstier" hinausgehen, entweder

 

- Rattenseiten und -communities (im Idealfall garnicht erwähnend, dass man stattdessen eine exotische Maus besitzt) oder

 

- ausländische / internationale Seiten und -Communities bemühen muss, da alles Wissen rund um "normalen" Umgang in deutschsprachigen Online-Mäusekreisen inzwischen verloren gegangen ist. 

 

 

Leider spreche ich selbst ansonsten nur Englisch und Französisch, bin also auf entsprechende Seiten und Foren beschränkt (wobei einige, vorallem skandinavische Infoseiten aber dankenswerterweise auch ins Englische übersetzt sind), habe andererseits aber das seltene, spezielle Glück, ungefragt von HalterInnen mit Englisch- oder Französischkenntnissen aus manchmal entlegensten Teilen der Welt kontaktiert zu werden, und so Spannendes über die dortigen, oft ungewohnten Gepflogenheiten der Mäusehaltung erfahren zu dürfen. Dazu benötigt man aber etwas das ich selbst im Zuge dessen erst mühsam lernen musste:

 

 

 

Offenheit, Offenheit und nochmal Offenheit

 

Denn ausschließlich dadurch hat man sowohl die Chance, selbst spannendes, unerwartetes Neues über Mäuse zu erfahren, als auch eigenes Wissen und Erfahrungen weiterzugeben.


Ganz besonders in mein Gedächtnis eingebrannt haben sich z.B. Mäuse- und andere Nagerhaltungen aus dem asiatischen Raum, nur allzu lebhaft in Erinnerung ist mir z.B. die geradezu herzzerreißende, von massivstem Stress gezeichnete Mimik der Ratte und des Sugargliders, welche in einem Video das mir ihre Halterin aus Hong-Kong stolz zugeschickt hatte, zusammengequetscht in einem so winzigen, pinken Käfig saßen, dass sie sich kaum umdrehen und einander nicht ausweichen konnten. Um ihre Farbmaushaltung stand es nur unwesentlich anders.

 

Nicht belehrend oder gar maßregelnd aufzutreten ist ein "Kunststück", das, wie man an diesem Beispiel vielleicht erahnt, zwar fallweise schwierig, für echten Wissens- und Erfahrungsaustausch auf Augenhöhe (und somit eine eventuelle Verbesserung der Lebensqualität sowohl dieser- als auch der eigenen Tiere) aber auch zwingend nötig - und von jedem lernbar - ist.

 

Dabei ist es übrigens vollkommen egal, ob man es mit Fachleuten oder minderjährigen, blutigen Mäuseanfängern zu tun hat

Begegnet man einander in Offenheit und auf Augenhöhe, kann jeder von jedem lernen. Sogar gerade von völligen Mäuseneulingen habe ich schon höchst Wertvolles und Interessantes erfahren, da diese noch nicht von Mäusecommunities indoktriniert bzw. "verdorben" sind, und somit auch solche Erfahrungen aus der eigenen Haltung ganz offen mitteilen, die - und das wissen sie ja noch nicht - in der deutschen Mäuseszene als absolutes Tabu gehandhabt werden.

 

 

 

Vor- und Nachteile kritischen Denkens in Mäusekreisen

 

Eigentlich gibt es nur einen einzigen, kleinen Nachteil an der Sache, nämlich eine schon weiter oben angeklungene Unannehmlichkeit:

 

immenser Hass der gesamten, geballten Mäusesektenszene.

 

Mit allen, ebenfalls teils erwähnten und sich im schlimmsten Fall auf des reale Leben auswirkenden Folgen wie öffentliche Diskreditierungen, bis hin zu Cybermobbing, massiven Beschimpfungen, Verleumdungen usw., teils Gesetze übertretend.

 

Es liegt in unserer Biologie begründet es vermeiden zu wollen, gehasst zu werden, und je nach persönlicher Empfindlichkeit gilt das mitunter selbst dann, wenn man von ein paar Pixeln auf dem Bildschirm "gehasst" wird, die man jederzeit wegclicken könnte.

Die genauen Mechanismen die dahinter stehen sind andererseits höchst spannend und inzwischen in mehreren, guten Büchern zum Thema "Hass im Netz" nachzulesen - und es ist interessant bis amüsant, das Gelesene anschließend an sich selbst "live" und bis ins Detail exakt so in Mäuse-Facebookgruppen & Co. zu beobachten.

Weiters lässt sich nachlesen, warum Frauen (sogar insbesondere von anderen Frauen) in solchen Fällen sehr viel heftiger und ausfallender attackiert werden als Männer (was man höchst eindrucksvoll "testen" kann, indem man als männliches Alter Ego in Mäusekreisen exakt dieselbe Meinung kundtut).

Da das in der heutigen Zeit auch außerhalb der "kleinen Mäusewelt" sehr wissenswert und nützlich ist, kann ich entsprechende Literatur nur wärmstens empfehlen!

 

 

Es macht doch auch garkeinen Sinn, NICHT gehasst zu werden.

 

...Zumindest dann nicht, wenn man sich aus dem Grund in der Online-Mäuseszene rumtreibt, um zu erfahren, wie man die Lebensqualität seiner Haustiere verbessern kann.

In diesem Fall ist es nicht zielführend, sich ein hierfür nunmal zwingend nötiges Hinterfragen gängiger Vorstellungen zu "verkneifen", nur um bei ein paar Pixelclustern auf dem Bildschirm gut anzukommen und vor ihnen gut und kompetent dazustehen - außer allein dieser Aspekt stünde im Wahrheit im Vordergrund, wie - schon weiter oben erwähnt  - in der Mäuseszene (und vielleicht sogar in der "Onlineszene" allgemein) leider sehr, sehr häufig der Fall.

 

Auch allgemein wichtig für in der Hinsicht sensible Nutzer von sozialen Netzwerken ist auch sich vor Augen zu halten, WESSEN Hass man da riskiert, nämlich den von völlig Fremden, die ihre Freizeit damit verbringen, auf Facebook fremde Leute mit anderen Meinungen unflätig zu beschimpfen und anzuschwärzen.

Mir persönlich zumindest ist das Wohl meiner Mäuse gelinde gesagt deutlich wichtiger, als das Wohlwollen ausgerechnet eines solchen, vorallem auf Facebook bekanntlich dominierenden, Menschenschlages.

Daher entscheide ich persönlich mich ganz klar für ersteres.

 

Einsteigern denen es genauso geht, kann ich deshalb trotz Widrigkeiten nur weiterempfehlen, wenn nötig auch noch so "unbequem" für die Mäuseszene zu sein.

Eure Mäuse werden sehr davon profitieren, genau wie auch viele andere. Denn zu meiner Belustigung habe ich nicht selten beobachtet, dass ausgerechnet diejenigen, die mich für meine Gedanken, Ideen und Erfahrungen am wüstesten beschimpft hatten, schon kurz darauf selbige, ja sogar unter Verwendung derselben Redewendungen, in ihren Facebookgruppen, sich dort unbeobachtet wähnend, als deren eigene Gedanken und Erfahrungen ausgaben!

 

Diese bleiben also sehr wohl erhalten, zeigen Wirkung und verbreiten sich munter weiter - all der "Ärger" ist also sinnvoll für unsere Mäuse!

 

 

Als Lohn für eure Mühe winkt außerdem der meiner Meinung und Erfahrung nach garnicht groß genug einzuschätzende Vorteil, nämlich ein entsprechender

 

 

Sozialer Filter

 

Ganz automatisch "fischt" man nämlich so die wenigen kritischen, intelligenten, offenen, wirklich an ihren Tieren - und nur an ihren Tieren - interessierten, wahren Mäuseenthusiasten aus dem Foren- und vereinzelt sogar Facebookpool - kurz: man findet sich, dann abseits entsprechender Communities, ohne jegliches Zutun plötzlich in einem Netzwerk dieser "open minded people" aus obigem Zitat, in meinem Fall längst nicht nur aus dem deutschsprachigen Raum, und ich profitiere von ihrem teils enormen Fachwissens- und Erfahrungsschatz.


So macht die Nutzung von Mäusecommunities, falls es einem um Mäuse geht (wobei ich auch erwähnte, andere Interessen grundsätzlich für völlig legitim halte, aber vielleicht nicht unbedingt auf dem Rücken lebender Wesen), meiner Ansicht nach auch wirklich Sinn, und nur so geht in der eigenen Mäusehaltung etwas weiter, und zwar in 7-Meilen-Stiefeln.

 

Übertrieben ernst nehmen (oder am Ende gar fachlichen Quellen gleichsetzen!) muss und darf man private Infoseiten, Foren, Facebook & Co. aus eigener Erfahrung hingegen nicht, sie lassen sich alternativ aber umso besser zum Zwecke des Spaßes und des Zeitvertreibs nutzen - und genau darin, und nur darin, liegt schließlich der eigentliche Verwendungszweck solcher Online-Communities.