Tipp: Deine Webseite ohne Werbung:

Upgrade zu JimdoPro

Hinweis!

Du hast noch Fragen oder Probleme beim einloggen? Dann klick bitte hier.

Warum "artgerechtes" Futter tötet - Teil 1

Futtermittel, Vormischungen und Zusatzstoffe dürfen nur in Verkehr gebracht und verwendet werden, wenn sie sicher, unverdorben, unverfälscht, zweckentsprechend und von handelsüblicher Beschaffenheit sind. Futtermittel, Vormischungen und Zusatzstoffe dürfen keine schädlichen Auswirkungen auf die tierische oder menschliche Gesundheit oder die Umwelt haben und dürfen nicht in irreführender Weise in Verkehr gebracht werden.

                                                           § 2 (1) der Futtermittelverordnung

  

 

Meine Freude darüber, dass manche meiner Tiere schon ganz besonders lang und bei guter Gesundheit bei mir sind, und meine entsprechend großgewachsene Bindung und Liebe zu ihnen, habe ich in meiner Zeit in Mäusecommunities hin und wieder mittels niedlicher Methusalem-Fotos dort kundgetan.

Methusalem-Nilstachelmaus Glanzstück mit ca. 6,5 Jahren - und noch voll berufstätig in der Schokocreme-Qualitätsprüfung!
Methusalem-Nilstachelmaus Glanzstück mit ca. 6,5 Jahren - und noch voll berufstätig in der Schokocreme-Qualitätsprüfung!

 

Was darauf jeweils an Kommentaren folgte, war immer ungefähr Folgendes und nein, das ist weder überspitzt noch als Scherz zu verstehen (entsprechende Quellen fast wortwörtlichen Inhalts auf Anfrage):

"Hach, meine früheren Farbmäuse wurden auch so alt wie Deine und waren dabei auch nie krank. Aber damals habe ich noch alles falsch gemacht was man nur falsch machen kann, da ich den Fehler gemacht hatte, Bücher über Mäuse zu lesen. Ich habe sie sogar nur mit 'Kauffutter' ernährt!
Seit ich mir meine Informationen stattdessen auf privaten Internetseiten und Facebook zusammensuche und meine Mäuse daher 'artgerecht' halte und ernähre, werden sie zwar nur noch halb so alt und haben ständig Infekte, Verhaltensstörungen und Tumore, aber dafür weiß ich jetzt dass ich endlich alles richtig mache."



Eine Frage die zurecht verblüfften Außenstehenden jetzt mit Sicherheit in den Sinn gekommen ist:

Was ist eigentlich "Kauffutter" und vorallem: Was ist dann dieses "artgerechte" Gegenteil von Kauffutter? Etwa Geschenktfutter? Klingt super, das nehm ich!

 

Doch freut euch nicht zu früh, hier nämlich die Übersetzung Internetszene - Deutsch:

 

Kauffutter = jedwede Art von Mäusefutter, also von Laborpellets bis hin zu sämtlichen Marken und Variationen an Mischfutter für Haustier-Mäuse

 

"artgerechtes" Futter = in Onlineshops - käuflich(!) wohlgemerkt - erhältliche, von Laien zusammengestellte Ergänzungsmittel (keinesfalls als Hauptfutter geeignet, aber dennoch als solches vermarktet)

 

 

Neulinge werden massiv unter Druck gesetzt, bloß nur "artgerechtes" Futter "ohne Zusatzstoffe" zu verwenden, andernfalls mobbt und beschimpft man sie als "Tierquäler" und einiges mehr. Da Mäusehalter meist noch sehr jung sind, zeigt das verständlicherweise Wirkung.

Die Folgen für die Gesundheit von Mäusen sind nicht weniger als verheerend!

Symptome schwerer Mangelerscheinungen (allen voran z.B. Vit. D, Calcium, Magnesium, essentielle Fett- und Aminosäuren...) gelten im deutschsprachigen Raum heutzutage als "typische Mäusekrankheiten", die Verantwortung für deren in diesen Kreisen vermehrtes Auftreten, samt entsprechend immer kürzer werdender Lebenserwartung, schiebt man gewöhnlich auf vermeintlich zunehmende "Verzüchtung", oder sogar "darauf gezüchtete /genmanipulierte" Labormäuse, von welchen kranke Farbmäuse abstammen würden. 

 


Behandelnde TierärztInnen fragen in aller Regel auch nicht nach dem Futter als mögliche Ursache bzw. gehen natürlich wie seit jeher davon aus dass eine Maus mit Mäuse- oder zumindest Nagerfutter ernährt wird -  womit denn auch sonst? Damit, dass das heutzutage, genau wie auch seit dem "BARF"-Trend in der Hundeszene, auch bei ihnen längst nichtmehr selbstverständlich ist, rechnen sie schlicht nicht.

Oh, wie der Anblick "artgerechten" Futters dem menschlichen Auge schmeichelt! Aber erst wenn auch die letzte Maus an Vit. D - Mangel gestorben ist wird die Mäusewelt erkennen, dass man Vermenschlichung nicht essen kann.
Oh, wie der Anblick "artgerechten" Futters dem menschlichen Auge schmeichelt! Aber erst wenn auch die letzte Maus an Vit. D - Mangel gestorben ist wird die Mäusewelt erkennen, dass man Vermenschlichung nicht essen kann.

 

Obwohl Online-Anbietern, ganz im Gegensatz zu gesetzestreuen Herstellern bedürfnisgerechten Mäusefutters, keinerlei Kosten für Produktentwicklung, Qualitätssicherung, angestellte Ernährungswissenschaftler, Tierärzte, Maschinen usw. entstehen und sie auch selbst keinerlei(!) Form von Qualifikation benötigen, sind deren Waren im Gegenteil meist sogar teurer als Mäusefutter ("Kauffutter"), ihre Gewinnspanne im Vergleich also geradezu astronomisch, und das sozusagen ohne auch nur einen Finger zu rühren.

Es herrscht seit einigen Jahren im deutschsprachigen Raum daher eine wahre Goldgräberstimmung, die Zahl entsprechender Nagerfutter-Onlineshops ist längst unüberblickbar geworden und sie erfreuen sich des sehr lukrativen Geschäftes bzw. ihrer "Narrenfreiheit" angesichts der Uninformiertheit ihrer KundInnen.

 


Genau das versuche ich hiermit zu ändern, indem ich das grundlegendste Basiswissen über Mäuseernährung und Sinn und Zweck entsprechender Inhaltsstoffe so einfach und gut verständlich wie möglich auflisten will.
Selbstversändlich reicht dieses absolute Basiswissen aber NICHT dafür aus, als Laie selbst Futter zusammen zu stellen, wovon ich generell dringend abrate! Meiner Hoffnung nach aber sehr wohl, um im deutschsprachigen Raum flächendeckend verbreiteten Unsinn schon von Weitem als solchen zu erkennen, wenigstens die eigenen Mäuse also vor Schäden bewahren zu können.

 

 

 

Was frisst eine Maus und warum?

 

Auf den meisten deutschen Nager-Infoseiten findet man ganze Listen an wildesten und fantasievollsten Spekulationen darüber, warum wohl welche Zutat in sogenanntem "Kauffutter" enthalten ist, und warum so ziemlich jede einzelne davon gewiss "schlecht" bis "schädlich" sei, und somit das Futter selbst, wodurch - wie vorallem in der Mäuseszene so nervtötend oft - wiedermal "das Leben" des Tieres "verkürzt" würde.

 

Im Interesse von Futterherstellern ist allerdings das komplette Gegenteil  -  ein Tier konsumiert schließlich nur Futter solange es lebt!

Mäusefutter zielt grundsätzlich darauf ab, unsere Haustiere so lange, gesund und fit wie möglich am Leben zu halten, nicht sie möglichst schnell und grausam zu töten!

 

Wenn dieser betagte VZM-Bock eines riesigen Großnotfalles nicht gerade anderen "lebensverkürzenden" Tätigkeiten nachging, knabberte er noch fröhlich an seinem "Kauffutter", als sämtliche seiner Artgenossen des Großnotfalls schon lange verstorben waren.
Wenn dieser betagte VZM-Bock eines riesigen Großnotfalles nicht gerade anderen "lebensverkürzenden" Tätigkeiten nachging, knabberte er noch fröhlich an seinem "Kauffutter", als sämtliche seiner Artgenossen des Großnotfalls schon lange verstorben waren.

 

 

In jedem Mäusefutter enthalten sein müssen folgende Komponenten (ungefähr nach Menge geordnet):

 

 

Zucker (= Kohlenhydrate)

Backoblaten bestehen komplett aus Vielfachzucker (Stärke) und machen zu Übergewicht neigende Mäusearten nicht gesund, sondern rund.
Backoblaten bestehen komplett aus Vielfachzucker (Stärke) und machen zu Übergewicht neigende Mäusearten nicht gesund, sondern rund.

 

Zucker ist die für Mäuse wichtigste Energiequelle (allein z.B. das Gehirn kann nur von Zucker/Glucose betrieben werden und würde erst knapp vor dem Hungertod auf andere Energiequellen ausweichen!) und macht in jedem Mäusefutter den mit Abstand größten Teil aus. Er besteht aus Ketten kleinerer Bausteine, und je nach Länge dieser Ketten (von einem einzelnen Baustein bis Hunderttausenden ist alles möglich!) hat er unterschiedliche Bezeichnungen:

 

Einfachzucker (Monosaccharide) bestehen aus nur einem einzelnen Baustein, wie Traubenzucker (Glucose) oder Fruchtzucker (Fructose).

 

Zweifachzucker (Disaccharide) sind zwei verbundene Monosaccharide, am bekannesten ist haushaltsüblicher Kristallzucker (Saccharose), der aus Glucose und Fructose besteht.

 

Mehrfachzucker (Oligosaccharide) werden in der Regel Ketten von bis zu 10 Monosacchariden genannt, z.B. Dextrine oder die als Zusatz in Mäusefutter bekannten Fructo-Oligosaccharide.

 

Vielfachzucker (Polysaccharide) ist alles über 10 Bausteinen und findet z.B. als Energiespeicher (Glykogen bei Tieren, Stärke bei Pflanzen) und Bau- und Stützmaterial (Chitin bei Tieren, Zellulose bei Pflanzen) Verwendung.

 

In der Alltagssprache werden Einfach- und vorallem Zweifachzucker normalerweise nur als "Zucker" bezeichnet, der Rest wird meist entweder bei seinem jeweiligen Namen genannt oder als "Kohlenhydrate" zusammengefasst. In der Mäuse-Internetszene finden für jeglichen Zucker am häufigsten die Begriffe "Mist" und "Dreck" Verwendung.

 

 

Bei der Verdauung werden diese Zuckermoleküle in ihre einzelnen Bausteine, also Einfachzucker, zerlegt.

 

Diese docken durch ihre typische Form auf der Zunge an die Geschmacksrezeptoren für "süß" an - einfacher und kurzkettiger Zucker schmeckt also meist süß, ganz besonders z.B. Fruchtzucker (Fructose).
Langkettigen Zucker wie Stärke müssten wir dafür aber lange im Mund "ziehen" lassen, damit er schon dort vorverdaut und in einfache Zucker zerlegt wird. Das könnt ihr z.B. mit einem Brötchen (oder einer Backoblate, als vermeintlich "zuckerfreies" Mäuseleckerchen beliebt) ausprobieren - je länger man es im Mund hat, desto süßer wird es!

 

Ausprobieren könnt ihr das zwar auch mit anderen langkettigen Zuckern wie Zellulose, indem ihr z.B. an Klopapier lutscht, das Geschmackserlebnis wird sich hier aber nicht wesentlich verbessern, da wir Zellulose nicht verdauen können. Eine Schnecke dagegen würde sich über ein Blatt Klopapier mindestens genauso freuen wie über ein Salatblatt und es genüsslich aufessen, denn sie kann Zellulose mit Hilfe von Bakterien aufspalten. Ich rate daher eher davon ab, eure Achatschnecke in einer Pappschachtel zu transportieren!

 
Je nach Tierart ist also längst nicht jeder Zucker gleich gut bzw. überhaupt verdaulich!

 

Je langkettiger und komplizierter Zucker ist, desto länger bzw. "schwerer" ist gewöhnlich auch die Verdauung und umgekehrt (deshalb brauchen z.B. Pflanzenfresser einen viel längeren Darm als Fleischfresser).

Einfachzucker müssen garnicht erst zerlegt werden sondern gelangen direkt ins Blut, sie liefern daher besonders schnell Energie. Brauchen wir Menschen solche, z.B. bei kurzzeitigen körperlichen oder geistigen Anstrengungen (Sport, Mathetest), könnten wir also z.B. ein Stück einer bekannten, handelsüblichen Traubenzucker-Marke essen. Brauchen wir im Gegenteil langsam ins Blut sickernden Zucker der uns entsprechend lange und beständig mit Energie versorgt und satt hält, sollten wir uns z.B. eher für Vollkornprodukte entscheiden.

 

Mäuse brauchen besonders viel und schnell verfügbare Energie. Wenn sie die Wahl haben bevorzugen sie daher Süßes und sind nicht nicht so die Fans von Vollkorn (weswegen jedes Körnchen im Futter das irgendwie geschält werden kann, von Mäusen auch geschält wird).

Pfui Vollkorn, weg mit der Schale!
Pfui Vollkorn, weg mit der Schale!

 

Ähnlich wie bei uns Menschen hat sich bei manchen Nagetieren (z.B. Ratten) aber herausgestellt, dass ein besonders hoher Anteil an Fruchtzucker (Fructose), und somit auch der zur Hälfte daraus bestehende Haushaltszucker (Saccharose), welcher früher nämlich - ganz nach Mäusegeschmack - die Basis von Futterpellets war, in Gefangenschaft vermehrt zu gesundheitlichen Problemen wie z.B. Übergewicht, Kupfermangel und Leberschäden führen kann.

 

Allerdings halten Nagerpellets (in der Mäuseszene unter anderem als "Abfall" oder "ungesundes Quetschzeug" bekannt) aber kaum, wenn man diesen großteils durch langkettige Zucker wie z.B. Maisstärke ersetzt, und würden außerdem wie Pappe schmecken und von Mäusen garnicht angenommen. Daher wird Stärke teils hydrolysiert, was bedeutet dass die Verbindungen zwischen den Zuckerbausteinen mittels Wasser gelöst werden (Eine Hydrolyse ist also einfach nur das "Gegenteil" einer Kondensation) und somit kürzere Ketten zurückbleiben, die sowohl besser kleben als auch unseren Mäusen besser schmecken. Als besonders günstig erwies sich z.B. ein Anteil von mehr als 90% an Vierfachzuckern (Tetrasacchariden), welche auch in der Natur sehr häufig in Pflanzen zu finden sind.

Eine Zutat wie "hydrolysierte Stärke" in Mäusefutter ist also nichts "Chemisches", "Radioaktives", "Schädliches" oder was auch immer!

Aus rein vermenschlichender Sicht unappetitlich aussehend: sehr gutes Hamsterfutter der Marke Vitakraft, welches sich je nach Art auch exzellent für Mäuse eignet.
Aus rein vermenschlichender Sicht unappetitlich aussehend: sehr gutes Hamsterfutter der Marke Vitakraft, welches sich je nach Art auch exzellent für Mäuse eignet.

 

Ganz verzichten kann man in Mäusefutter auf Saccharose aber nicht, da sie unter anderem als Dispersionsmittel für Vitamine und Mineralstoffe (die nämlich jedem Futter zwingend zugesetzt werden müssen, wie ihr in einem der nächsten Teile erfahren werdet!) gebraucht wird, ein paar wenige Prozent werden also immer enthalten sein. (In "natürlichem" Körnerfutter ist der Anteil an Saccharose in der Regel ohnehin höher, da auch z.B. Hirse und andere Getreide Saccharose enthalten, von sämtlichem Frischfutter natürlich ganz zu schweigen!)

 

Unverdauliche Zucker dienen in Mäusefutter als wichtige Ballaststoffe.

Unverdaulicher Mehrfachzucker (z.B. FOS, in letzter Zeit zunehmend durch besser geeignetes Inulin abgelöst und im größten deutschen Mäuseforum gewöhnlich als "Mistfutterindikator" bezeichnet), findet sich recht häufig auf der Zutatenliste von gutem Mäusefutter (so auch übrigens auf der des obigen Hamsterfutters). Da er unverdaut in den Dickdarm gelangt und daher nicht die Maus, sondern stattdessen die dortigen, "gesunden" Bakterien (Bifidobakterien) mästet und deren Zahl vervielfacht, ist er nämlich nicht nur gut für die Verdauung selbst, sondern Studien zufolge auch insgesamt ausgesprochen günstig für die Tiergesundheit.

 

Im Blut muss rund um die Uhr Zucker vorhanden sein, sonst fällt die Maus sofort tot um bzw. stirbt an UnterzuckerungWenn nötig braucht die Maus daher nicht nur Zuckerreserven auf (in Form von Glykogen in Leber und Muskeln), sondern kann im Körper auch Fette und Proteine in Zucker umwandeln.
Wer seine Maus vor jeglichem Zucker "beschützen" will, hat es also wirklich, wirklich schwer!

 

 

SELBSTVERSTÄNDLICH DARF UND KANN MÄUSEFUTTER NIEMALS "ZUCKERFREI" SEIN!

 

Dieses als solches zu bezeichnen, wäre nicht nur Unsinn, sondern auch, da den Verbraucher irreführend, verboten!

Unsinniges, Irreführendes und sogar Verbotenes stört einschlägige Online-Shops und Mäusecommunities bekanntlich eher wenig, weshalb diese ihre Ergänzungsfuttermittel meist als "zuckerfrei" bewerben.
Da auch gesetzeskonforme Markenhersteller inzwischen aber notgedrungenerweise nachziehen "müssen", da ihren potentiellen Kunden seit Internet-Zeiten sogenannte "Zuckerfreiheit" als wichtiges Kriterium eingeredet wurde, greifen Markenhersteller auf kleine sprachliche Tricks zurück: Statt "zuckerfrei" finden sich auf Futterpackungen in letzter Zeit zunehmend Schlagworte wie "ohne Zuckerzusatz", "frei von zugesetztem Zucker" usw., was dem Verbraucher Zuckerfreiheit und dass eine solche wünschenswert wäre, suggeriert.

Leider entsteht dadurch ein Teufelskreis, denn somit werden falsche Vorstellungen von Tierbesitzern sogar noch weiter bestätigt und zu allem Übel nun auch noch außerhalb der Internet-Szene verbreitet.

 

 

Sogar noch viel schwerer haben es übrigens die armen Hersteller von Haustier-Kaninchenfutter. Denn deren Kunden lehnen seit Internet-Zeiten nicht nur Zucker (als Saccharose) im Futter ab, z.B. in Form von Melasse, welche unter anderem auch dazu dient Staub zu reduzieren, sondern zusätzlich sogar auch Stärke!

Dass bestimmtes Getreide (allen voran Mais) als ganzes Korn, unter anderem aufgrund mancher Inhaltsstoffe die dessen Verdauung für Kaninchen erschweren, langfristig zu Problemen führen kann, nicht aber (auch Mais-)Stärke an sich in gut verdaulicher Form (z.B. gepoppt oder als Extrudate), hat "das Internet" nämlich falsch verstanden. Weil diese als sehr gute Kohlenhydrat-Quelle von Nöten ist und anderer Zucker ohnehin erst recht abgelehnt wird, sind Hersteller also auch hier "gezwungen" sprachlich zu tricksen (z.B. mit "grain-free", womit nur "getreidekornfrei" gemeint ist, statt "no grain", also "stärkefrei" - Verwechslung erwünscht).

 

Und natürlich blieben auch andere Nagerfutter-Hersteller nicht von der kollektiven Weisheit des Internets verschont, z.B. solche von Degufutter, die nun ebenfalls entsprechend reagieren "mussten".

In der Annahme, Linsentrübungen ihrer Tiere wären durch Diabetes und somit "Zucker" in "Kauffutter" verursacht worden, wurde so mancher Hersteller nämlich schon öffentlich entsprechend wüst und emotional von Deguhaltern diskreditiert.
(Zumindest nach aktuellem Wissensstand gibt es keinen Zusammenhang zwischen Linsentrübungen bei Degus und dem Saccharose-Gehalt in deren Futter, ja nichtmal als man diesen in einer Studie monatelang maximierte indem man Degus ausschließlich von Zuckerrüben ernährte, traten Linsentrübungen, Vorstufen von Diabetes oder sonstige Gesundheitsprobleme auf.)

 

 

Dem Trend entgegenwirken können und sollten wir als aufgeklärte und verantwortungsbewusste Verbraucher, indem wir Futtermarken die uns mit "frei von Zucker(zusatz)" und anderen, ähnlich unsinnigen "frei von"-Aussagen veräppeln, möglichst nicht unterstützen indem wir sie kaufen!

(Selbiges gilt natürlich auch für Menschenfutter, wobei Werbeaussagen wie "nur mit der Süße aus Früchten statt Zucker", wie sie noch vor wenigen Jahren ausgerechnet auf Kinderprodukten zu finden waren, heutzutage ohnehin schnell aus dem Verkehr gezogen werden.)

 

 

 

Im nächsten Teil wird es um den nächstgrößten Anteil in Mäusefutter gehen, nämlich um die - leider auch etwas "komplizierteren"...

Eiweiße (Proteine)

 

...Und damit euren "zuckersüßen" Mäusen bis dahin nicht langweilig wird, könnt ihr sie nun ja getrost zur Beschäftigung mit einer handelsüblichen Knabberstange verwöhnen. Entgegen landläufiger Warnungen wisst ihr zur Freude eurer Mäuse nämlich jetzt, dass z.B. die gewöhnlich enthaltenen 0,3% Honig (in Worten: drei Tausendstel) wirklich von keinster Relevanz für die Gesundheit eurer Tiere sind - guten Appetit!