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Mein erster Knirpsmaus-Streit

 

Da ich selbst aus den Fehlern anderer HalterInnen, so sie davon dankenswerterweise öffentlich berichteten, stets viel und vorallem für meine Mäuse Lebenswichtiges lernte, möchte auch ich hier von einem für Freundchen schmerzhaften Fehler berichten, der mir gestern Abend widerfahren ist:

Titan und Freundchen haben zum ersten Mal gerauft.

 

Ganz genau genommen war das sogar schon ihr 1,5. Streit, denn auch am Vortag kam es schon kurz zu Stress zwischen den Tieren... Vorgeschichte:

 

Freundchen benötigt momentan morgens und abends antibiotische Tropfen in sein erwähntes, rechtes "Problemauge". Schon länger halte ich ihn dabei nichtmehr fest, sondern wende das gleiche Medical Training auf Basis eines Kooperationssignals an wie auch bei meinen anderen Mäusen. Da (zumindest meine) Knirpsmäuse viel zu mäklig sind um dafür klassische Futterbelohnung nutzen zu können wie bei den Stachelmäusen, darf Freundchen zur Belohnung für freiwilliges Eintropfen-Lassen stattdessen einige Minuten lang fremdes bzw. ansonsten "verbotenes" Terrain erkunden - für ihn schließlich die wertvollste Belohnung überhaupt. Perfekterweise schlage ich damit sogar gleich 2 Fliegen mit einer Klappe, denn zugleich "vergisst" er dann durch die Ablenkung, sich sofort das Auge zu putzen.

 

Vorgestern durfte er daher nach dem freiwilligen Eintropfen Titan's Käfig erkunden. Dabei lief er in eine Küchenrolle, in welcher Titan offenbar grade saß und es kam zu Gequietsche (wer "angefangen" hat konnte ich somit nicht sehen). Daraufhin leerte ich die Küchenrolle aus - die Mäuse hatten sich scheinbar nicht gebissen - und es war wieder Ruhe.

Ernst genommen hatte ich den Vorfall leider nicht weiter, im Gegenteil war ich gar regelrecht verzückt, da ich bei der Gelegenheit nämlich zum ersten Mal die Stimme einer Knirpsmaus hörte... Ihr wollt wissen wie die klingt? Na ganz genau so wie man sich die Stimme einer solchen Miniaturmaus vorstellt - es ist das piepsigste Piepsen das ich jemals vernommen hatte!

 

Gestern Abend dann kam es erneut zu einer Begegnung der Tiere an einer Engstelle, die diesmal jedoch nicht "ausgeleert" werden konnte: im Wohnungsfreilauf wollte Freundchen offenbar Titan's Leckerchenlager inspizieren, welches sich dieser seit ein paar Tagen hinter dem Stachelmaus-Schrankkäfig eingerichtet hatte.

Auch hier kam es zu Gequietsche, diesmal mehrere Sekunden lang - ich natürlich entsprechend panisch, denn auf die Schnelle kann ich den raumhohen Schrank nicht verrücken. Zum Glück ließ sich Freundchen aber abrufen und flüchtete sich humpelnden Mäusegalopps in meine Hände... Er wies einen blutigen Zwicker an seinem rechten Fuß (genauer gesagt dem Ansatz seiner äußersten Zehe) und einen oberflächlichen Kratzer an seiner linken Pfote auf. (Titan dagegen wies, wie sich später herausstellte, keinerlei Kampfspuren auf.)

Anhand der Verletzungen nehme ich stark an, dass sich Freundchen komplett auf den Rücken gedreht hatte.

Und da diese Engstelle nur knirpsmausbreit ist, befürchte ich, dass der ja nichtmehr ganz so wendige Freundchen nicht rechtzeitig ausweichen hätte können, selbst wenn er gewollt hätte.

Zum Glück schien es Titan aber nicht allzu ernst gewesen zu sein, denn natürlich hätte er Freundchen in so einer Situation sehr viel schwerer verletzen können als ihn nur ein bissl zu zwicken, und zwischen Männchen so ziemlich aller anderen Mäusearten wäre es auch zu einem schwereren Kampf bzw. böseren Verletzungen gekommen.

Meine beiden Jungs ließen mir somit nochmal genug Luft, um rechtzeitig daraus zu lernen, bevor Schlimmeres passiert wäre...

 

 

 

Hintergründe und allknirpsmausgültiges Fazit

 

 

Zumindest in dem einen, folgenden Punkt gehe ich mit gängigen, privaten Knirpsmaus-Infoseiten konform:

 

Die Knirpsmaus ist ein "reines Beobachtungstier"!

Denn sie beobachten einander tatsächlich unheimlich genau! Im Gegensatz zu sozialen Arten kommt es daher normalerweise nicht zu direktem Kontakt - die Tiere können einander schon auf die Entfernung bestens einschätzen.

 

Genau dies ist jedoch mitunter Quelle eines für die Tiere folgenschweren Missverständnisses: da nämlich dieselben Tiere, wenn man sie zwangsweise auf engem Raum zusammensperrt, stets auf die gleiche Weise aufeinander reagieren, versucht man damit die "Großgruppentier"-These zu untermauern: Unter etlichen Duzend anderer Mäuse weiß die Maus scheinbar auch nach Wochen der Trennung unmittelbar und ohne Probeschnuppern, mit welchem Individuum genau sie es zu tun hat - na wenn das mal kein Merkmal eines "hochsozialen Großgruppentieres" ist, nichtwahr?

 

Doch um zu wissen wie sie zueinander stehen, müssen sich Tiere, so auch Knirpsmäuse, nicht zwangsläufig persönlich kennen, und sie müssen sich auch nichts durch Kämpfe oder sonstwas "ausmachen"!

 

Einfach veranschaulichen könnte man sich das z.B. anhand von Hirschen: Wenn ich 2 verdorrte kleine Stummelchen am Kopf trage, weiß ich auch ohne jedes, kämpferische "Ausmachen" dass ich dem Vierzehnender, der mir gegenübersteht, körperlich hoffnungslos unterlegen bin, und ich werde mich ihm gegenüber entsprechend verhalten. Und zwar völlig egal ob ich ihn seit jeher kenne oder zum ersten Mal sehe!

 

Warum ich mit solcher Sicherheit allein anhand des Anblicks des Geweihes weiß dass ich ihm unterlegen bin? Weil dieses Signal sehr "teuer" ist!

Sich so ein mächtiges Geweih wachsen zu lassen und dann auch noch mit sich rumzuschleppen kostet nämlich soviel Energie, dass sich das tatsächlich nur(!) ein entsprechend starkes Tier "leisten" kann.

 

Ein weiteres, solches Signal das nicht "gefälscht" werden kann, ist - wie bei männlichen Knirpsmäusen - schlicht und einfach die Körpergröße.

Knirpsmäuse werden einander daher aus der Entfernung genau betrachten... Und das kleinere bzw. unterlegene Tier wird dem größeren daraufhin demonstrativ ausweichen.

Irgendwelches, körperliches "Ausmachen", auf welches man in Mäusekreisen stets "wartet" bzw. welches man für unabdingbar hält, ist unter Knirpsmäusen daher grundsätzlich unnötig. (Und, bitte unbedingt beachten: Vergesellschaftungen mittels der in diesen Kreisen üblichen, sogenannten "Kleinraum-Methode", bei welcher den Tieren jegliche Möglichkeit des Ausweichens sogar gezielt genommen wird, bedeutet für Knirpsmäuse daher nur eines: Folter. Die letztlich zwangsläufig zum (Stress-)Tod der Tiere führt.)

 

Konflikte, z.B. um einen besonders begehrten Einzel-Ruheplatz, werden meinen Beobachtungen zufolge so geregelt:

Das dominante Tier nähert sich dem "besetzten" Lieblingsplatz aus größerer Entfernung langsam und scheinbar völlig "entspannt" an, und wird dabei von seinem Gegenüber intensiv beäugt. Ab einer gewissen Entfernung, die bei meinen Tieren bisher je nach Objekt der Begierde zwischen über einem Meter und wenigen Zentimetern betrug, weicht der Unterlegene aus, dabei offenbar Laute im Ultraschallbereich ausstoßend (erahnbar an entsprechenden Bewegungen des Brustkorbs).

Durch Zufall hatte ich ein eben solches "Ausweichspielchen" übrigens jüngst gefilmt, wenn auch nicht zwischen den beiden Knirpsmäusen, sondern zu meiner Verblüffung zwischen offenbar nun endgültig dem Größenwahn anheim gefallener Knirpsmaus und einem ausgewachsenen Terrier Rüden - ich hatte berichtet.

 

 

In der Praxis folgt daraus:

Zur entspannten, friedlichen Koexistenz brauchen Knirpsmäuse vorallem eines: Platz, und zwar der möglichst gut überschaubaren Sorte! (Besonders unübersichtliche Engstellen sollten in der Haltung, sowohl im Käfig als auch im Auslauf, also möglichst vermieden werden.)

 

 

Und - es war von Anfang an klar dass es in der Konstellation angeschlagener Senior - Jungbock irgendwann dazu kommen würde: Es ist nun in meiner Haltung damit vorbei, meine Tiere bei "Bedarf" einfach (unbeaufsichtigt) zusammen in einen Käfig zu sperren. Denn da sich die Kräfteverhältnisse meiner Tiere dahingehend geändert bzw. umgekehrt haben, dass Titan nun im Vergleich zum alten Freundchen ein Bär von einem Mann von einem Stier ist, befände sich Freundchen in einem gemeinsamen Käfig ansonsten in höchster Lebensgefahr!

 

Und zwar deshalb, weil für Titan inzwischen ganz einfach die Kosten-Nutzen-Rechnung stimmt.

 

Dem Gewinn, welcher einer Knirpsmaus durch das Töten eines in ihrem Käfig befindlichen Geschlechtsgenossen winkt, nämlich dass sie den Käfig für sich allein haben könnte, oder die Gruppe zumindest um eine Maus kleiner ist, steht nämlich der hierfür enorme Energieaufwand samt ebenso enormem Verletzungsrisiko entgegen.

Solange die Tiere einander halbwegs ebenbürtig sind bzw. als ebenbürtig wahrnehmen, wird die Knirpsmaus daher, ist sie eng und ohne Ausweichmöglichkeit mit Artgenossen zusammengesperrt, mitunter dasselbe "soziale Notfallprogramm" fahren wie schließlich auch andere Arten in so einer Situation. Ebenso schnell wird der vermeintliche Gruppenfrieden aber unmittelbar kippen, sobald ein Tier "ausreichend" körperliche Schwächen offenbart - denn dann wird es natürlich sofort und wortwörtlich gefrühstückt!

 

Auch hierin besteht übrigens ein hierzulande gängiges, sehr schwerwiegendes Missverständnis, bzw. wohl eher ein Auflösungsversuch der entsprechenden, kognitiven Dissonanz:

Dass Knirpsmäuse - völlig untypischerweise für eine soziale Tierart - einen geschwächten Gruppengenossen töten, wird nämlich dahingehend uminterpretiert, dass Knirpse umgekehrt sogar dermaßen "hochsozial" wären, dass sie das "Gruppenwohl" über alles andere stellten indem sie Tiere mit körperlichen Schwächen töteten, damit diese sich nicht fortpflanzen könnten und die Gruppe somit gesund bliebe... eine Erklärung die ebenso abenteuerlich- wie natürlich blanker Unsinn ist.

 

Man beachte also:

Werden Knirpsmäuse gruppenweise in einem relativ kleinen Käfig zusammengehalten, z.B. weil das in einer Tierschutz-Pflegestelle angesichts einer großen Anzahl an Tieren nicht anders möglich ist, müssen zumindest geschwächte Tiere unbedingt und sofort vereinzelt werden - sie hätten unter gesunden Artgenossen keinerlei Überlebenschance!

 

Auf großer Fläche bzw. im Auslauf halte ich die Verletzungsgefahr selbst in, wie inzwischen auch bei mir, ungünstigen Konstellationen dagegen grundsätzlich für gering - vorausgesetzt der Unterlegene ist sowohl willens als auch mächtig, rechtzeitig auszuweichen... tja, Freundchen wird beides inzwischen noch schön brav üben müssen, und zwar auch dem Hund gegenüber.