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Die Knirpsmaushaltung im Wandel der Zeit

 

...oder: Als die Knirpsmaus noch ein pflegeleichtes, unkompliziertes Haustierchen war.

 

Heute habe ich mich etwas durch die deutschsprachige "Knirpsmauswelt" gegoogelt und bei der Gelegenheit mir bis dato völlig unbekannte, spannende Erfahrungsberichte und Internetseiten entdeckt, die teils noch aus den frühen Anfängen des "Mäuseinternets" in den 1990er-Jahren stammen!

Leider finden sich solche, höchst wertvollen, da noch weitestgehend ideologiefreien, Erfahrungsberichte daher sehr viel weiter unten in der Liste der Google-Suchergebnisse, als ihnen gebühren würde, zumal damals noch der Name "Afrikanische Zwergmaus" gebräuchlich war (das hiermit als Tipp falls ihr auch selber weiter recherchieren wollt).

 

Und falls ihr euch hier zuvor etwas durch meine bisherigen Erfahrungen und Ansichten bezüglich der Knirpsmaushaltung gelesen habt, mit welchen ich mich nämlich zunächst mehr oder weniger allein in der deutschsprachigen Mäusehalterwelt wähnte, könnt ihr bestimmt nachempfinden, wie euphorisch ich soeben angesichts dieses kleinen Netzfundstückes gestimmt bin:

 

  • "Die Tiere müssen sich aus dem Weg gehen können"
  • "Wenn der Angegriffene nicht weit genug ausweichen kann, wird er verletzt."
  • "Mehr Verstecke nützen nicht, es muß Distanz geschaffen werden können."
  • Das zuvor gebissene Tier hat sich in Einzelhaltung "sehr gut erholt"
  • Die Wasserschüssel nutzen sie auch zum "Hineinsteigen"
  • "Die Tiere nagen kaum etwas an und verunreinigen auch nicht viel durch Graben"
  • "Auslauf hätten die Tiere sicher gerne"
  • "Es fällt auf, dass die Tiere - anders als Rennmäuse - am Futterplatz oft möglichst großen Abstand zueinander halten, auch wenn kein Streit herrscht."
  • Körperkontakt außerhalb des Nestes scheint eher gemieden zu werden."
  • Futter in den Backentaschen: "Es sieht manchmal wie Wiederkäuen aus."
  • "Es wird von blutigen Auseinandersetzungen in größeren Zuchtgruppen berichtet. Nach meinen bisherigen Erfahrungen scheint das ein Hinweis darauf zu sein, dass die Gruppen zu groß sind."

              usw.

 

 

Quelle: http://www.oocities.org/eberbeck/zwerge.htm

 

DAS sind meine Jungs - in bisher keinem anderen Artikel eines privaten Halters habe ich sie in so vielen Punkten wiedererkannt wie ausgerechnet in diesem "vorsintflutlichen"!

 

Umso faszinierender finde ich die Frage, warum und wie es im Laufe der darauf folgenden Jahre dazu kommen konnte, dass die Knirpsmaus schrittweise zu einem nun so furchtbar "schwierigen, komplizierten Exoten" mutierte. Denn wie dieses Beispiel zeigt, waren Knirpsmäuse offenbar schon vor Jahrzehnten ganz genauso brave kleine Haustierchen wie meine Jungs es heute sind... naja meistens.

 

An dieser Stelle werde ich daher versuchen, diese Entwicklung zu dokumentieren, indem ich hier nach und nach weitere solcher Haltungs- und Erfahrungsberichte in möglichst chronologischer Abfolge vorstelle, bzw. "wie immer" bei Zeiten ergänze.

 

Ich zumindest bin nämlich gespannt darauf was sich noch so findet! Schließlich blieb die Knirpsmaus über all die Jahr(zehnt)e exakt dieselbe - schrittweise und bis ins Extreme gedreht hat sich hierzulande dagegen offenbar die Sichtweise auf (diese) Mäuse.

 

 

Weiterer Erfahrungsbericht aus dem Jahr 2000, also etwa 2 Jahre nach dem obigen:

"Nur, wo nehme ich denn jetzt ein zweites Weibchen her? Die werden doch immer nur paarweise verkauft."

Um diese Zeit wurde offenbar diskutiert, ob ein Paar zur Haltung bzw. insbesondere zur Zucht ausreiche, oder doch mindestens 3 Tiere zum Gelingen nötig seien. Letzteres schien in diesem Beispiel der Fall.

Auch waren scheinbar schon Gerüchte im Umlauf, die Alteingesessenen könnten das neue Tier bei der Zusammenführung totbeißen. Hier jedoch nicht der Fall, im Gegenteil wurde das neue Tier ohne weitere Maßnahmen einfach unmittelbar akzeptiert - und sich daraufhin munter vermehrt.

http://www.calenberger-tierparadies.de/zwergmaus/zwzucht.html

 

 

Weiter gehts in 2-Jahres-Schritten, wir sind also nun im Jahr 2002, mit einem weiteren Knirpsmauspaar - diesmal auch nur zu zweit ausgesprochen fruchtbar. Und im Gegenteil wird auch hier vor größeren Gruppen gewarnt:

"Hält man zu große Gruppen, kann es zu Beißereien und Kanibalismus unter den - sonst recht friedlichen - Tieren kommen."

http://www.ahartig.de/terraristik/maus.html

 

 

Wir bleiben noch im Jahr 2002, samt der nämlich auch in Foren diskutierten Frage, ob Paarhaltung denn nun (für eine Zucht) ausreiche. Denn diese Diskussion wurde offenbar noch viele Jahre weiter geführt, schließlich reicht dieser Thread bis ins Jahr 2010! Dennoch - bis zuletzt liest man auch hier noch nix vonwegen "Großgruppentier", geschweige denn "schwierig'.

"Nicht alles, was im WWW steht, stimmt."

http://www.forum-haustiere.de/sonstige-nager-und-streifenh-rnchen/afrikanische-zwergm-use_2898.html

 

 

Weiter geht's ca. ins Jahr 2005, mit der vielleicht interessantesten und detailliertesten Knirpsmaus-Seite überhaupt, welche ich diesmal trotz ihres hohen "Alters" schon zuvor, ja sogar vor meiner "Knirpsmauszeit", kannte:

http://www.zwergmaus.ag.vu

Schließlich wird sie auch und gerade von gängigen, aktuellen Knirpsmaus-Infoseiten meist als (alleinige) Quelle genannt. Es scheint somit, als wäre diese Seite sozusagen entscheidend für das Knirpsmausschicksal im deutschsprachigen Raum gewesen, weshalb ich sie ein bisschen genauer beleuchten will als die vorherigen.

 

Auf das schon oben verfolgte Thema der Zucht (samt eventueller Probleme) wird auf dieser Seite besonders ausführlich eingegangen. Umso interessanter, dass zu diesem Zwecke auch hier wieder zu 1.2 geraten wird.

"Bewährt hat sich nach unserer Erfahrung in einem Terrarium mit der Grundfläche von 60x40 cm oder 80x40 cm ein Besatz von einem Männchen und zwei Weibchen. In diesen kleinen Gruppen kommt es selten zu Aggressionen."

Vor der heutzutage sogar empfohlenen(!) "unkontrollierten Vermehrung" wird dagegen ausdrücklich gewarnt. Da von verminderter Lebenserwartung und Krebs bei Weibchen berichtet wird, welche laufend Nachwuchs haben, werden bei gemischtgeschlechtlicher Haltung physiologische Bedingungen empfohlen - was für die Knirpsmaus je nach Jahreszeit (deutlich) unter Zimmertemperatur bedeutet - um den Tieren auch in Gefangenschaft die nötige, natürliche Zuchtpause zu verschaffen.

 

Rund um das Thema Ernährung wird geraten:

"Ein Stück trockenes Brot und harte Hundekuchen sollten immer vorhanden sein, an dem die Tiere nagen können. Als Feuchtfutter wird jegliches Obst von Apfel bis Mango gerne gefressen. Ein Salzleckstein sollte für den Mineralienhaushalt der Tiere nicht fehlen."

Während das notwendige Augenmerk auf den Mineralienhaushalt der Tiere samt entsprechender Ergänzungsmittel auch auf vorherigen Seiten schon betont wird, sticht zumindest mir mit Staunen ins Auge, dass Feuchtfutter wie "jegliches Obst" sogar "gerne" gefressen werden soll. (Brot dagegen mögen tatsächlich "sogar" meine mäkligen Exemplare.)

 

Und ins Auge sticht mir natürlich vorallem auch diese Bemerkung:

"Die Knirpsmäuse sind Gruppentiere, die Gemeinschaftsnester anlegen und auch gemeinsam ihre Jungen aufziehen. Eine Einzelhaltung entspricht nicht dem natürlichen Verhalten der Mäuse und ist nicht empfehlenswert."

Erstaunlich finde ich hier nicht die Aussage selbst, denn diese findet sich so bekanntermaßen auch in späteren, diese Seite zitierenden "Mäusewikis" & Co., sondern dass diese nicht mit den, eigentlich wirklich vorbildlichen, Literaturhinweisen bzw. Quellenangaben überein stimmt. Die meisten sind mir nämlich im Volltext bekannt, genau wie ein auf dieser Seite angepriesenes Buch ("Säugetiere des südlichen Afrikas" von Gus Mills und Lex Hes) - (auch) laut diesem sind Knirpsmäuse nämlich alles andere als "Gruppentiere", sondern leben im Gegenteil solitär.

Unbekannt sind mir dagegen die ebenfalls angeführten Ratgeber über Haustierhaltung bzw. Terraristik. Ich gehe daher davon aus, dass die Informationen bezüglich ihres Sozialverhaltens diesen entnommen wurden.

Wenigstens ein kleiner Hinweis darauf, dass das Sozialverhalten von Knirpsmäusen kontrovers diskutiert wird (oder zu diesem noch wenig bekannt sei), hätte sich hier also meiner Meinung nach im Sinne der Tiere unbedingt finden müssen, zumal gerade solche Haustier-Ratgeber aus jener Zeit nicht immer als seriös einzustufen sind.

 

Tatsächlich übernommen wurde von späteren Infoseiten, welche diese Seite als (alleinige) Quelle nennen, mit Ausnahme der herausgepickten "Geselligkeit", ansonsten allerdings ohnehin so gut wie garnichts, was mich persönlich entsprechend erstaunt hat.

 

Wie auf allen vorherigen Seiten, sowie in damaligen Foren (siehe oben), wird jedenfalls auch hier noch auf der Startseite betont, dass die Knirpsmaus "in ihrer Haltung als eher einfach und unproblematisch einzustufen ist und diese Art deshalb immer populärer wird".

 

 

Verlgleichsweise sehr knapp gehalten ist dagegen die nächste Knirpsmausseite, vermutlich von Anfang der 2000'er.

"Zwergmäuse fühlen sich nur in großen Gruppen wohl. Weshalb die Tiere nur in größeren Gruppen gepflegt werden sollten. Erst ab einer Gruppengröße von etwa 10 - 12 Tieren können sie ihr Sozialverhalten ausleben."

Zum ersten Mal wird hier also behauptet, die Tiere könnten "nur in großen Gruppen" gehalten werden. Eine nähere Begründung oder gar Quelle hierzu findet sich allerdings nicht, sondern es wird sich stattdessen im Kreis zitiert (bzw. als "weitere Info" die private Homepage einer der genannten Autorinnen angeführt).

Da es sich hier um die wohl weit bekannteste und somit einflussreichste Nager-Infoseite im deutschsprachigen Raum überhaupt handelt, ist dennoch davon auszugehen, dass diese Aussage für die Haltung der Knirpsmaus im deutschsprachigen Raum prägend war:

http://www.diebrain.de/ma-knirps.html

 

 

Unter "normalen" Haustierhaltern vielleicht weniger bekannt, aber dafür wiederum von umso umfangreicherer, fundierter Information, ist folgende Seite über exotische Nager, etwa aus dem Jahr 2004.

"Vergesellschaftungen adulter Tiere sind sehr schwierig. Wenn man eine gewünschte Gruppengröße erreicht hat, kann man die Männchen von den Weibchen trennen."

Da haben wir's also: Die Knirpsmaus beginnt hier, also schon im Jahr 2004, "schwierig" zu werden! Allerdings bezieht man dies auf die Haltung in- bzw. Zusammenführung von Gruppen. Ansonsten heißt es auch hier nachwievor: "Anspruch: Einfach".

Ebenso wird hier noch die, laut Literaturquellen, solitäre Lebensweise der Knirpsmaus genannt bzw. dass diese für das so häufige "Auseinanderbrechen" von Gruppen in hiesiger Gefangenschaft ursächlich sein könnte.

http://www.rodent-info.net/afrikanische_knirpsmaus_allgemeines.htm

 

 

Und wir hüpfen ins Jahr 2010:

"Wir haben festgestellt, das Knirpse nach dem säubern glücklich sind, wenn sich im Terrarium etwas verändert hat. Das bereichert ihr Leben, da sie Neues entdecken können. "

Ansonsten im Vergleich zu früheren Seiten nicht viel "Neues" zu "entdecken" in diesem sehr ausführlichen Haltungsbericht - bis auf den Begriff "Gruppengeruch"... tja, da hatte wohl jemand in schon damals gängigen "Mäuse-Wikis" geschmökert. 

Auch hier wird Gruppenhaltung propagiert, allerdings gleichgeschlechtlich bzw. unter Vermeidung planloser Vermehrung.

http://www.meintier.de/haltungsbericht_afrikanische-zwergmaus.html

 

 

Wieder ein großer Hüpfer ins Jahr 2018, denn der Vollständigkeit halber baue ich auch meinen eigenen Blog hier ein:

"Die Knirpsmaus ist eine ganz normale Maus - nur besser!"

In etlichen Punkten unterscheiden sich meine Ansichten von anderen AutorInnen, z.B.: Zumindest bei Böcken ist von Gruppenhaltung abzuraten, bei Weibchen erlaube ich mir "offiziell" noch kein Urteil - zur Zucht dennoch sehr wohl, denn: bei allen solitären Tieren in Gefangenschaft, von diversen Wirbellosen bis diversen Reptilien bis Säugetieren gibt es meiner persönlichen Erfahrung nach nämlich einen bestimmten, riesengroßen Libidotod: Eheleben. Umso verlässlicher aber gelingt die Nachzucht, wenn man sie außerhalb der Paarungszeit getrennt hält, und sie erst kurz nachdem man die Parameter auf "Paarungszeit" umgestellt- und entsprechende Verhaltensänderungen beobachtet hat, zusammensetzt. KnirpsmaushalterInnen lösen das, wie oben ersichtlich, gewöhnlich stattdessen mit dem Zusetzen weiterer Tiere bzw. entsprechender Abwechslung und Auswahl vorallem für den Bock. Sicher auch erfolgversprechend, aber halt nix für eine planbare, gezielte Zucht - und eine Solche braucht die Knirpsmaus hierzulande ganz dringend.

Meine restlichen Ansichten sind, neben ersten Eigenerfahrungen, Fachliteratur abgeleitet, welche wiederum zu einem Gutteil hier zusammengefasst ist - dem so ziemlich aktuellsten und besten "Steckbrief" über Knirpsmäuse [PDF].

 

 

Wir bleiben, wie soll es anders sein, noch im Jahr 2018, bzw. der wohl jüngsten Knirpsmausseite im deutschsprachigen Raum:

"Spätestens dann, wenn Spannungen in einer Gruppe dazu führen, dass Tiere sich verletzen oder gar töten, sollte überdacht werden, ob große Kolonien wirkich das Nonplusultra sind."

Soweit mir in Erinnerung, gab es diesen Artikel zwar schon gegen Anfang der 2000er, jedoch wurde er jüngst offenbar einer Generalüberholung unterzogen. Ansonsten ist er typisch für diesen Blog: sachlich, bestens recherchiert und durch Quellen belegt.

Auf das Thema Zucht samt oft beschriebener Probleme wird ausführlich eingegangen, sowie in einem weiteren Artikel auf die Frage der genauen Artzugehörigkeit hierzulande gehaltener Knirpsmäuse.

https://ratfrett.jimdo.com/tiere/knirpsmäuse/

 

 

Fortsetzung folgt.

 

 

[Ein paar Seiten hatte ich ausgelassen, teils weil ohnehin von schon genannten Seiten 1:1 abgeschrieben oder/und wegen propagierter, allzu schwerer Verstöße gegen geltendes Tierschutzgesetz.]

 

 

 

Fazit, welches ganz genauso auch für alle anderen Mäusearten in Gefangenschaft gilt:

 

Die Mäusehaltung wandelt sich. Und das oft ziemlich schnell und ziemlich "radikal". Nur weil etwas derzeit "aber alle auf Facebook so sagen" muss das nicht der Mäuseweisheit letzter Schluss sein.

Daher: Traut euch über den Tellerrand zu gucken, schaut euch unterschiedliche Erfahrungsberichte an, übernehmt, was den Tieren offenbar gut tut und verwerft, was die Lebensqualität der Tiere offenbar vermindert - und zwar ganz egal was auf dieser oder jener Seite aber steht oder die auf Facebook aber sagen!